Der Wald im Wandel – eine Wanderung mit dem Ranger durch den Nationalpark
Der Harz, ein Freiluftlabor
Bizarre Felsen, Bäche und uralte Moore, der sagenumwobene Brocken und Wälder, so weit das Auge blickt. Der Nationalpark Harz ist einer der wenigen Orte Deutschlands, an denen man dem wilden Zauber der Natur so nahe kommt.
Die Wildnis ist im Nationalpark Harz wortwörtlich zu verstehen. Getreu dem weltweiten Nationalpark-Motto „Natur Natur sein lassen“ darf die Natur sich hier frei entfalten.
Fakten zum Nationalpark Harz
Der Nationalpark Harz ist ein bewaldetes Naturschutzgebiet im nördlichen Mitteldeutschland
- Lage: Niedersachsen, Sachsen-Anhalt
- Fläche: 247 km² (nimmt flächenmäßig ein Zehntel des Harzes ein)
- Wälder: Buche, Fichte
- Vegetation & Tiervorkommen: mehr als 7 200 Tier- und Pflanzenarten, darunter: Hirsche, Wildschweine, Spechte, Luchse
- Themenpfade: Borkenkäferpfad; Löwenzahn-Entdeckerpfad
Während des Indian Summers leuchtet es in allen Farben
Besonders faszinierend ist der Nationalpark im Herbst. „Kein Wunder, dass der Oktober als klassischer Wandermonat gilt“, sagt August Bock, Chef der Ranger im niedersächsischen Teil des Nationalparks. Viele kleine Details sorgen für Staunen, zum Beispiel die gold schimmernde Haarsimse oder die Wollgrasblüte.
Gemeinsam mit 33 weiteren Kollegen ist August Bock für den Schutzraum Nationalpark zuständig. Auch stehen sie für die Natur-Vermittlung an die Besucher bereit. Unter anderem bietet man unterschiedlichste Wanderungen an.
„Zur Hirschbrunftwanderung gehen wir abends los und warten bis zum Einbruch der Dunkelheit – wenn dann der Brunftschrei ertönt, ist das sehr spannend für die Gäste.“
Gleichzeitig sorgen sie auch dafür, dass die Besucher anschließend wieder sicher aus dem dunklen Wald herausfinden.
Auch im Frühling warten interessante Tierführungen: „Wenn man den Auerhahn in Hochzeitsstimmung erlebt, wie er sich bei der Balz aufplustert und ganz eigentümliche Geräusche von sich gibt – das ist schon spektakulär.“
Wilder Naturwald
Im Winter finden in den Hochlagen wegen der Loipen keine Führungen statt. Dafür werden in den tieferen Lagen wöchentlich Wanderungen zum Luchsgehege unternommen. Dass der Wald auch mal unter der Schneedecke verschwinden und sich ausruhen darf, begrüßt August Bock: „Im Sommer ist hier ja schon sehr viel los, aber im Winter kann der Wald aufatmen.“
Rund 97 Prozent der Fläche des Nationalparks sind mit Wald bedeckt. Derzeit wandelt er sich vom ehemaligen Wirtschaftswald zum wilden Naturwald.
„Die abgestorbenen, alten Fichten sehen teilweise sehr bizarr aus. Diese Bäume verbleiben als Totholz im Wald. Für manche Besucher ist das beunruhigend, aber wir Ranger versuchen, den natürlichen Kreislauf von Leben, Sterben und Vergehen nachvollziehbar zu machen. Es wächst ja ein junger Wald nach, nur muss man dafür auf die Knie gehen und genau hinschauen.“
„Den Blick lenken und Sachverhalte erklären, das gehört zur Arbeit der Ranger unbedingt dazu“, sagt August Bock: „Hier entsteht etwas Neues. Der Nationalpark Harz ist wie ein Freiluftlabor, wo man den Waldwandel live miterleben kann. Nur dauert das und man darf nicht ungeduldig sein, weil die Natur eben keine Zeit kennt.“
Übernachtungstipp: Travel Charme Gothisches Haus Wernigerode